Besuch unserer kenianischen Koordinatoren

Besuch unserer kenianischen Koordinatorin für die Schulgeld-Patenschaften                                                                                                                                   

Auf die private Einladung von Helmut Hartmann hin war unsere kenianische Koordinatorin für die Schulgeld-Patenschaften, Jane Naserian, vom Freitag, den 09.08. bis Montag, den 26.08.2019  mit ihrem 10 jährigen Sohn, Isaac, hier in Kassel zu Gast.

Diese Reise war, vermutlich, für die Beiden, in vielerlei Hinsicht und unterschiedlich empfunden, ein Kulturschock.                   

Wenn man noch niemals geflogen ist, noch nie einen Zug benutzt hat und ein völlig anderes Transportsystem von Kenia her kennt, wenn man noch nie mit, sogenannten, zivilisatorischen Errungenschaften konfrontiert worden ist, steht man, sicherlich, verwirrt und staunend davor. Da trifft man z.B. auf alle Arten von Bus- und Straßenbahnverbindungen, dazu auch noch, weitgehend, pünktlichen – unglaublich! 

Und alles ist so sauber! Saubere Straßen, saubere Gebäude, es gibt (fast) überall Papierkörbe, bzw. Müll-, Flaschen- und Papiercontainer – unglaublich! 

Kein Müll auf den Straßen, keine Müllhaufen am Straßenrand, die beim Abbrennen einen beißenden Gestank verbreiten – unglaublich!

Vom Überangebot in den Geschäften wird man ganz schwindelig!

In unseren Wohnungen gibt es fließendes Wasser, Duschen, Badewannen, Geschirrspülmaschinen, Kühlschränke und vieles andere mehr. Dazu  jede Menge Leuchtkörper – nicht nur eine einzelne Glühbirne, die von der Decke herabhängt! Und es gibt Wassertoiletten! Keinen ‚Abtritt‘/‘Abort‘ draußen vor der Tür mit Loch im Boden und Wellblech oder Holzwänden darum herum! Nicht zu fassen! Und was es alles zu essen gibt – alles einfach unglaublich!

Nicht, dass in Kenia keine Shopping Malls mit westlichem Flair und Angeboten vielfältigster Art zu finden wären mit allem, was, vermeintlich, zur Lebensqualität beiträgt.

Nicht, dass es in größeren Geschäften kein breiteres Sortiment an Nahrungsmitteln gäbe.

Aber all das muss man sich erst einmal leisten können!

Auf meinem Programm stand zunächst ein 85 ster Geburtstag bei Freunden. Sie nahmen Jane, wunderschön traditionell gekleidet, sehr herzlich auf und stellten ihr viele Fragen. So lernte sie zum ersten Mal die Tradition des Geburtstags-Kaffeetrinkens mit entsprechenden leckeren Kuchen kennen, die Geburtstagsgäste, ihrerseits, erfuhren viel von der so ganz anderen Kultur in Kenia.

Hann-Münden mit der St. Blasius-Kirche, dem Schloss, dem Rathaus und den vielen schönen alten Fachwerkhäusern war Ziel eines anderen Tages, den wir mit einem Besuch bei dortigen Freunden beschlossen, die Jane und Isaac ebenfalls freundlich aufnahmen. Auch hier waren viele Fragen zu beantworten. Wir haben viel zusammen gelacht.

Auf dem Hinweg waren wir an der Fulda entlang gefahren, und Jane und Isaac waren begeistert von so viel Grün um sie herum. Die Fahrt auf der Autobahn zurück war ein ganz besonderes Erlebnis.

An einem anderen Tag besuchten wir Marburg, die alte Universitätsstadt mit reicher Geschichte.

Sehr beeindruckt waren die Beiden von der Elisabeth-Kirche und ihrer Geschichte, in der wir längere Zeit verweilten. Danach stand viel ‚Fuß-Arbeit‘ an. 

Aber weite Strecken zu Fuß zu erledigen, sind die Beiden ja gewohnt.

Vorbei an vielen wunderschönen Fachwerkhäusern und dem Marktplatz erklommen wir den steilen Weg zum Schloss, von dem die Beiden fasziniert waren, ebenso wie von dem herrlichen Blick ins Lahntal. Im Restaurant-Garten ‚Bückingsgarten‘, unterhalb des Schlosses, haben wir uns danach gestärkt. Für die Beiden gab es zum ersten Mal ein Schnitzel. Es hat ihnen geschmeckt!

Und immer mal wieder ein Eis zu essen – prima!

Zurück an der Lahn entlang machten wir an einem Spielplatz eine Pause. Was hatte Isaac einen Spaß mit Rutsche und Schaukel!

Auf unseren Fahrten fuhr ich die meiste Zeit durch die schöne Sommerlandschaft und typische kleine Dörfchen und nur einen kleinen Teil Autobahn, sodass sie mit Beidem Bekanntschaft machen konnten.

Da es bei diesem Besuch  auch und vor allem, um Schule und das hiesige Schulleben geht, haben wir meinen früheren Arbeitsplatz, die Heinrich-Schütz-Schule hier in Kassel besucht. Helmut Hartmann und ich hatten dort in einer Klasse vor 2 Jahren von unserer Arbeit in Kenia berichtet, worauf die Schülerinnen und Schüler über 300.- Euro für die ‚Wasser-&Lebenshilfe Kenia e.V.‘ hin gesammelt hatten.

Jane stellte sich in dieser Klasse vor, bedankte sich herzlich für deren Unterstützung, berichtete über Kenia und beantwortete die vielfältigen Fragen der Schülerinnen und Schüler. Dies war ein ganz besonderes Erlebnis für Jane, aber auch ein ganz besonderes Erlebnis für die beiden Klassen, die wir besuchten. 

Eine andere Kollegin hatte spontan angeboten, mit in ihre Klasse zu kommen. So war es zum einen eine Klasse 10, zum anderen eine Klasse 5, die sehr aufgeweckt und interessiert Fragen stellten – und, mit Sicherheit, staunend und ungläubig von dieser so ganz anderen Kultur hörten.                                                

Man muss dazu sagen, dass Jane eine halbe Masai und eine halbe Kikuju ist (In Kenia gibt es 48 verschiedene Stämme.).

An dieser Stelle sei erwähnt, dass Janes Schilderungen in der Hauptsache das ländliche Gebiet Kenias betreffen, aus dem unsere Schulpatenschaftskinder stammen.

Selbstverständlich waren sie ein Hauptthema, über das sich Jane und ich intensiv ausgetauscht haben. Es sind, eigentlich, keine Kinder mehr, sondern junge Menschen im Alter von 16 bis 22 Jahren, die teilweise noch die Schule, teilweise ein College besuchen. Wir haben auch schon eine Studentin darunter. 

Meinerseits erfuhr Jane viel über unser Schulsystem und das Schulgeschehen hier.

Nun ist die Zeit unserer Gäste hier vorbei, und sie sind mit Eindrücken vielfältigster Art in ihre Welt zurückgekehrt, die sie wohl erst langsam verarbeiten müssen.

Sowohl Helmut Hartmann als auch ich sind froh und dankbar dafür, dass sich seit Jahren eine tiefe Verbindung und Verbundenheit zu Land und Menschen aufgebaut hat – ganz besonders zu den Menschen im Kimuka- und Kibiko-Gebiet. 

Sie sind zu Freunden geworden.

Ihnen zu helfen wird weiterhin unser Anliegen sein.

Auf dieser Homepage finden Sie noch mehr Informationen über unseren Verein und Kontoverbindungen, falls Sie die ‚Wasser-&Lebenshilfe Kenia e.V.‘ unterstützen wollen.

Kwaheri – bis dann und

Asante sana – danke!

Rita Gundrum-Süße

Den vorstehenden Ausführungen von Rita Gundrum-Süße stimme ich voll und ganz zu und ergänze sie gerne mit dem von mir Erlebten mit unseren zwei Kenia-Gästen.

Als erstes waren die Straßenbahnfahrten etwas ganz Neues für sie.

Ich hatte Wochentickets besorgt, die wir reichlich genutzt haben, so z.B. auch um zum Herkules zu gelangen, von wo aus wir die Wasserspiele mit ihrer abschließenden großen Fontäne besuchten.

Isaac erbat sich auch ganz speziell Busfahren, was wir mit Freude bis zur Endstation Kubergraben und zurück zur Mauergasse gern erledigten.

Mehrmaliges Bummeln in der Stadt und längerer Aufenthalt im City-Point mit Mittagessen in der obersten Etage und Kassel-Rundblick ließen die Zwei nur staunen.

Da Jane selbst eine Zeitlang im medizinischen Bereich tätig gewesen war, zeigte ich den Beiden auch das Klinikum Kassel, dessen Ausmaße, Ausstattung, Wegesystem in die verschiedenen Bereiche, Betriebsamkeit und Hygienevorrichtungen sie kaum fassen konnte.

Der Edersee mit Schloss Waldeck und der Tierpark dort begeisterten die Zwei. Der Streichelzoo, die Nähe zu den Hirschen und die Flugschau der Greifvögel erstaunten und erfreuten die beiden Kenianer.

Zur großen Überraschung sahen wir auf der Auto-Heimfahrt durch das schöne Waldecker Land dann noch zweimal ziemlich nahe Rehe am Waldes-Rand, die beim Hupen flugs wegrannten.

Auf unseren Fahrten waren Jane und ihr Sohn immer wieder sprachlos über die Schönheit der Landschaft, den Wäldern und Feldern – alles so ganz anders als in ihrem Umfeld, wo es schon seit drei Jahren nicht mehr geregnet hat und alles verdorrt und staubig ist. Sowieso ist die Vegetation dort eine ganz andere.

Auch der Tierpark Sababurg wurde als Ausflugsprogramm genossen – ein Tierpark mit ganz anderen Tieren, als sie in Kenia zu finden sind. Die Hängebauchschweine fanden großes Interesse, und die Pinguine hatten es den Beiden besonders angetan.

In Korbach, meiner zweiten Heimat, besuchten wir die ‚Lebenshilfe‘, eine Einrichtung für Behinderte, in der seinerzeit meine verstorbene Tochter Stefanie tagsüber untergebracht war, die schöne Kilianskirche und andere Teile der Innenstadt und erfreuten uns am schönen Wetter und dem Betrieb in der Fußgängerzone.

Natürlich durfte ein Besuch in einem Cafe nicht fehlen.

Am letzten Wochenende, am 24.-25.08., waren wir gemeinsam beim Gemeindefest in der Versöhnungskirche am Hummelweg. Am Samstag Nachmittag fand ein Kaffeetrinken mit Gemeindemitgliedern und Gästen statt, mit von mir mitgestalteter Posaunenchor-Musik, am Sonntag Vormittag ein Gottesdienst mit anschließendem gemeinsamem Mittagessen.

Der Auepark, das Auebad – Isaac war fasziniert von den Turmspringern – und die Seenlandschaft ließen die Zwei sprachlos und staunend zurück und abends müde ins Bett fallen.

Die Aufstehprozedur zum morgendlichen gemeinsamen Kaffeetrinken musste täglich mit einer Stunde Verspätung angesetzt werden: kenianisch: Pole pole – Eile mit Weile.

Ich denke, alles wird den Beiden noch lange nachklingen.

Und auch mir hat es Freude gemacht, den beiden Afrikanern etwas von meiner schönen Heimat zu zeigen.

Helmut Hartmann