Projekte

Seit ich Helmut Hartmann in 2014 das erste Mal nach Kenia begleitete, bin ich mit eingebunden in sein Kenia-Projekt – habe mich selbst mit eingebunden, muss ich eher sagen, und zwar durch Schulgeldpatenschaften. Wie kam das?

Fredrick Mboshi, der Wasser-Koordinator, lebt in ärmlichsten Verhältnissen unmittelbar neben dem dortigen Tunza-Waisenhaus und machte uns auf die prekäre Situation aufmerksam, in der sich das Waisenhaus befand. Er fragte nach, ob wie dort nicht helfen könnten.

Wir besichtigten die Anlage und waren Beide gleichermaßen erschüttert von den dortigen Zuständen. Es fehlte an Lebensmitteln und Feuerholz – und ohne dem kann man weder essen noch kochen -, an Schulmaterialien, die Gebäude waren runtergekommen, die Kinder in einem – für mich – desolaten Zustand und die sanitären Verhältnisse waren einfach entsetzlich. Zu der Zeit, in 2014, lebten, nach Aussage des Verwalters, noch etwa 160 Kinder im Alter von 3 bis 18 Jahren dort. Das erste, was wir taten, war die Strom- und Wasserrechnung zu bezahlen und Lebensmittel und Feuerholz zu besorgen. Wir kauften auch ein paar Spielsachen, wie mehrere Fußbälle und Hula Hoop-Reifen. Bislang hatten die Jungen nur mit fest verschnürten Papierbällen Fußball gespielt. Die Freude war, wie man sich denken kann, riesengroß. Die Luftballons, die die Kasseler Sparkasse gespendet hatte, taten ein Übriges und trugen ebenfalls zur Freude bei. Und was besonders wichtig war, die Kinder konnten sich richtig satt essen. Später haben wir noch 200 Küken besorgt, um einen Teil der Selbstversorgung sicher zu stellen.

Als wir das nächste Mal vorbeischauten, kam einer der älteren Waisenjungen – er heißt Joseph – auf uns zu, der uns vorsichtig fragte, ob wir eventuell das Schulgeld für ihn bezahlen könnten, er würde so gern zur Schule gehen. Wir mussten nicht lange überlegen und haben uns entschieden, in einem Internat nachzufragen, das er kannte, weil er dort einen Freund hatte. Kurz darauf fuhren wir, Herr Hartmann und ich, die Tochter der Leiterin des Waisenhauses und Joseph nach Rongai in die ca. 60 km entfernte, teils externe, teils interne Mbagathi-Schule. Der Direktor war unserer Bitte gegenüber aufgeschlossen, um so mehr, als er erfuhr, dass Joseph ein Straßenjunge in Nairobi gewesen war und aus dem größten Slum dort – dem Kibera-Slum – ins Tunza-Waisenhaus geschickt worden war. Der Direktor war selbst Straßenjunge gewesen, hatte im Slum gewohnt und war mit der Problematik vertraut. Wir sicherten zu, dass wir für die Schulgebühren aufkommen würden und fuhren alle glücklich zurück. Am nächsten Tag wurden die, von der Schule vorgegebenen, erforderlichen Sachen besorgt, Bettzeug, Kleidung, Schulmaterialien, Hygiene-Artikel, ein Metallkoffer mit Schloss zum Aufbewahren seiner Habseligkeiten u.a.m. .Dann brachten wir Joseph nach Rongai.

Kurz darauf fragten 3 Mädchen des Waisenhauses nach – Alice, Lovy und Lucy -, ob wir eventuell das Schulgeld auch für sie bezahlen könnten. Wir hatten noch Geld auf dem Kenia-Konto, und so verfuhren wir genauso, nahmen den Bus nach Rongai, sprachen bei dem Direktor vor, die Mädchen mussten – wie schon zuvor Joseph – einen kurzen Eignungstest machen, wir nahmen sie mit zurück, statteten sie mit dem Erforderlichen aus und lieferten sie nach 3 Tagen in der Mbagathi-Schule ab.

Bis heute haben wir, dank vieler deutscher Sponsoren, insgesamt 20 Kindern – nicht nur Waisenkindern, sondern auch Kindern bedürftiger Familien – die Möglichkeit geben können, an verschiedenen Schulen, meist Internaten, eine Schulbildung zu erwerben als Start für ein, hoffentlich, erfolgreiches Weiterkommen in ihrem Leben. Wir möchten sie auch über den Schulabschluss hinaus begleiten und nach Möglichkeit sicher stellen, dass sie eine Ausbildung machen oder auf ein College gehen können. Erwähnt sei noch, dass wir 3 deutsche direkte Paten haben, die jeweils die gesamten Schulgebühren – ca. 900.- Euro im Jahr – für ein Kind bezahlen, und es besteht über uns eine persönliche Verbindung. Was unsere Schulgeldpatenschaften anbelangt, stehen wir regelmäßig in Kontakt mit unserer kenianischen Koordinatorin, Jane Naserian, die uns Informationen zu den Kindern gibt. Auch werden zwischen mir und den Kindern zweimal im Jahr Briefe ausgetauscht.

Es gibt in einem Schuljahr 3 Terms, das 1. geht von Januar bis März, im April sind Osterferien, das 2. Term geht von Mai bis Juli, im August sind Sommerferien, das 3. Term geht von September bis November, im Dezember sind Weihnachtsferien.

Zum Tunza-Waisenhaus gibt es noch nachzutragen, dass ‚Mama Tunza‘, wie sie genannt wurde – sie starb im vergangenen Jahr – vor einigen Jahren Kinder aus dem berüchtigten, schon erwähnten, Kibera-Slum in Nairobi herausgeholt und ihnen eine Heimat im Kibiko-Gebiet gegeben hat, eine Heimat, die geprägt ist von allergrößter Not. Staatliche Zuschüsse gab es nur in geringem Ausmaße, und so war das Tunza-Waisenhaus immer wieder auf private Sponsoren angewiesen. Mittlerweile ist es offiziell geschlossen worden, aber inoffiziell wird es von der Tochter von Mama Tunza weiter betrieben.

Im darauf folgenden Jahr haben wir ‚unsere‘ Kinder in ihren Schulen besucht und uns über ihr Wohlergehen und ihren Leistungsstand informiert. Außerdem suchten wir die Familien in ihrem ärmlichen häuslichen Umfeld auf.

Wie Sie sicher alle wissen, ist Afrika ein Kontinent, der große Unterstützung braucht, wobei eine Schulausbildung als Ausgangspunkt die Möglichkeit bietet, vor Ort den Lebensunterhalt sicherzustellen.

WIR wollen unseren Beitrag dazu leisten – nach der Aussage von Edward Everett Hale:

Ich bin nur ein einziger Mensch; aber immerhin einer. Ich kann nicht alles tun, aber ich kann wenigstens etwas tun; und weil ich nicht alles tun kann, will ich mich nicht weigern, das zu tun, was ich tun kann.

Im Namen von Menschen in Kenia, denen es alles andere als gut geht, würden wir uns freuen, wenn sich der Eine oder die Andere von Ihnen entschließen könnte, unsere ‚Wasser- & Lebenshilfe Kenia‘ zu unterstützen – vielleicht auch durch eine Mitgliedschaft (60.- Euro im Jahr).

Mit Helmut Hartmann und auch meinen Worten:

Gott befohlen!